Viel Theater zwischen Anstand und Affäre – Der letzte der feurigen Liebhaber

Da möchte der sonst so brave und treue Ehemann und Familienvater Barney Silberman endlich einmal über seinen Schatten springen und in einer heimlichen Affäre zum feurigen Liebhaber werden, und dann das: Eine nach der anderen seiner auserwählten Geliebten offenbart mehr oder weniger schwerwiegende Persönlichkeitsstörungen. Neil Simons Komödie „Der letzte der feurigen Liebhaber“, die der TSV Deuringen nun in drei Aufführungen auf die Bühne brachte, beginnt als harmloser Klamauk und wird zum Ende hin immer mehr zu einer Karikatur der freien Liebe.

Im Mittelpunkt des heiteren Vier-Personen-Stücks steht der schüchterne und etwas zu spröde wirkende Endfünfziger Barney Silberman, ein Gewohnheitstier, wie er im Buche steht. Der Besitzer eines Fischrestaurants und überzeugte Mercedesfahrer trägt ganzjährig einen dunkelblauen Anzug und neigt auch sonst nicht zum Risiko. Eines Tages gerät er jedoch in Torschlusspanik und sucht nach 33 Ehejahren das sexuelle Abenteuer.

 

Überzeugend spielt Regisseur und Darsteller Roland Häckel den in der Midlife-Crisis gefangenen Silberman, der zaudert, grübelt und nicht mehr recht weiß, wo er hingehört, im Niemandsland zwischen Alltag und Abenteuer, Anstand und Affäre.

Nicht minder orientierungslos wirken auch die drei auserwählten Geliebten, mit denen sich Silberman in der Wohnung seiner Mutter trifft. Kandidatin Nummer eins, Elaine Navazio, liebt den Glamour, das Oberflächliche und vor allem sich selbst und ist lediglich auf der Suche nach einem schnellen Abenteuer. Schon bald ist die von Franziska Kastner souverän gespielte Diva jedoch gelangweilt vom prüden Geschäftsmann, dem das alles ein wenig zu schnell geht.

Silberman hofft derweil auf Besserung mit Kandidatin Nummer zwei. Doch die Möchtegern-Sängerin Bobbi Michele hält sich für irrsinnig begabt, und so wird das Sofa blitzschnell zur Castingbühne umfunktioniert und Silberman zum Zuschauer wider Willen. Die Begegnung mit dem leicht verwirrten Starlet endet im Drogenrausch. Annemarie Großmanns Darstellung der Draufgängerin Bobbi sorgt für Lacher im Publikum

Bei der dritten Auserwählten, authentisch gespielt von Gabriele Bentlage, wiederum hat Silberman gar nichts mehr zu lachen. Im Vergleich zu ihrer lebensmüden und zutiefst depressiven Einstellung von Jeanette Fisher ist selbst der ständig grübelnde Silberman ein Quell an Lebenslust und Optimismus. Eines bewirkt die traurige Jeanette jedoch: Silberman bemerkt, dass sein bisheriges Leben doch gar nicht so schlecht war. Und so heißt es am Ende: zurück zu Frau und Familie und vorbei mit den Affären.

Den Zuschauern gefiel die lustige, aber auch bitterböse Satire. Viel Applaus war der verdiente Lohn.

Artikel in der Augsburger Allgemeine
Artikel vom 22.10.08

 

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